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Wilhelm II und die Reichslande - Kaisertage in Elsaß-Lothringen |
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Arne Schöfert |
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Wilhelms Verhältnis zu Elsaß-Lothringen erinnert im Rückblick an eine nur zaghaft erwiderte Liebe. Er hatte große Sympathien für das Land und die Leute, wußte aber natürlich auch, daß die neue Zugehörigkeit nach 1871 zum Deutschen Reich nur von einem Teil der Bewohner begrüßt wurde. Allgemein im Elsaß mehr als in Lothringen, was nicht nur an den Sprachverhältnissen lag. Dazu kam das Misstrauen der Reichsregierung gegenüber den neuen Landsleuten, was sich in den beschränkten politischen Freiheiten und einer Art militärischem Besatzungsstatus wiederspiegelte. Die Vielzahl von Garnisonen mit Militärs aus anderen Reichsgebieten war einerseits zum Schutz der Grenze zu Frankreich, hatte aber andererseits auch den Charakter einer Besatzung, was nicht ohne Spannungen verlief – Stichwort „Zabern-Affäre“. Die Bewohner mußten sogar Pässe beim Reisen vorweisen, was sie noch mehr zu einer Art Ausländer im eigenen Reich machte. |
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Erst
1902 veranlasste der Kaiser den Wegfall des sogenannten
Diktaturparagraphen (§10 des Reichsgesetzes für Elsaß-Lothringen von
1871), was einen Fortschritt zur Selbstverwaltung bedeutete. Es
hatte 14 Jahre Regierungszeit und sehr viele Reisen in die
Reichslande gebraucht, bis er das Gefühl hatte, das die
Elsaß-Lothringer nach 31 Jahre Zugehörigkeit zum Reich soweit waren
und sich die neuen Verhältnisse gefestigt hatten. |
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23.08.1889 Metz 24.04.1890 Straßburg 03.09.1893 Metz (Denkmaleinweihung Wilhelm I.) |
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09.09.1893
Straßburg (Tagesbesuch mit Kronprinz Viktor Emanuel von Italien) 16.10.1895 Urville (Mehrtägige Besichtigung der Schlachtfelder von 1870/71. Metz, Gravelotte, Colombay, Noiseville etc.) |
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04.05.1899 Besichtigung der Ruine der Hohkönigsburg, Annahme der Schenkung am folgenden Tag in Straßburg | |||||||||
11.05.1899
Besichtigung der Schlachtfelder und Denkmäler von St.Privat 18.08.1899 Denkmalenthüllung des 1.Garde Regiments zu Fuß in St. Privat, Kaisermanöver |
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06.09.1899 Straßburg – Besuch beim Kunstgewerbemuseum | |||||||||
14.05.1900 Metz 10.05.1901 Straßburg – Kaisertage (Besichtigung Metzer Fort „Graf Baeseler“) |
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15.05.1901
Urville 03.12.1901 Vereidigung des Weihbischofs von Straßburg 09.05.1902 Hohkönigsburg (Erlass an den Statthalter von Elsaß-Lothringen zur Aufhebung des Diktaturparagraphen) 21.05.1902 Urville Rede an den Vorstand des Landesausschusses mit Verkündung der Aufhebung: |
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„Meine Herren! Ich heiße Sie mit Freuden bei mir am heutigen Tage willkommen. Die Aufhebung des Diktaturparagraphen ist ein langjähriger Wunsch der Bevölkerung des Reichslandes gewesen. Ich fand denselben vor, als ich den Thron bestieg. Daß ich diesem Wunsch nicht sofort in den ersten Jahren meiner Regierung stattgegeben habe, beruht auf zwei Gründen. Einmal mußte ich erst die Liebe und Treue meiner Untertanen gewinnen und das verständnisvolle Vertrauen meiner Kollegen, der Bundesfürsten. Mir erwerben; zum anderen begegnete mir das Ausland bei meinem Regierungsantritt mit tiefem, wenn auch unbegründetem Mißtrauen, da es voraussetzte, daß ich nach dem Lorbeer kriegerischer Erfolge strebe. Demgegenüber war es meine Aufgabe, das Ausland zu überzeugen, daß der neue Deutsche Kaiser und das Reich ihre Kraft der Erhaltung des Friedens widmen gewillt seien. Diese Aufgaben bedurften einer großen Spanne Zeit zu ihrer Verwirklichung. Das deutsche Volk weiß nun, welche Wege ich zu seinem Heil zu wandeln entschlossen bin. Seine Fürsten stehen mir treu zur Seite mit Rat und Tat. Das Ausland, weit davon entfernt, in uns eine Bedrohung des Friedens zu erblicken, ist gewohnt, mit uns als einem felsenfesten Hort des Friedens zu rechnen. Nachdem nunmehr das Reich im Inneren befestigt und nach außen eine überall geachtete Stellung erlangt hat, erachte ich im Anfang des zwanzigsten Jahrhunderts den Augenblick für gekommen, in dem ich der Bevölkerung des Reichslandes diesen Beweis meines kaiserlich Wohlwollens und Vertrauens zu geben imstande bin. Der Entschluß wird mir um so leichter, als im Laufe meiner Regierung die Beziehungen zwischen den Elsaß-Lothringern und mir sich immer intimer gestaltet und er Empfang seitens der Bevölkerung immer wärmer geworden ist. Nehmen Sie, meine Herren, nochmals meinen Dank für die loyale Haltung des Reichslandes entgegen, auf die ich unbedingt baue. Der Wunsch, mit dem Ihre Adresse schließt (*), wird, so hoffe ich bestimmt, mit Gottes Hilfe, für uns beide in Erfüllung gehen.“ |
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Postkarte in Elsässer Mundart zur Feier der Abschaffung |
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(*) „Wir alle sehen zu Gott, daß der Akt hoher Staatsweisheit Eurer Majestät dem Reiche und unserem Vaterlande zum Segen gereichen möge.“ |
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12.05.1903 Parade in Straßburg 14.05.1903 Metz. Einweihung des neuen Christusportals am Dom |
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27.04.1904 Straßburg (Durchreise nach Karlsruhe) 13.05.1904 Metz (Durchreise nach Saarbrücken) 08 -10.05.1905 Straßburg 11.05.1905 Gravelotte 15.05.1905 Metz – Kaisertage |
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11.05.1906 Straßburg |
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30.04.1907 Straßburg 13.05.1908 Einweihung der Hohkönigsburg |
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26.-27.07.1908 Metz - Kaisertage Reichslande | |||||||||
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28.-30.07.1908 Straßburg (Kaisermanöver) | |||||||||
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Empfang vom Bürgermeister mit Handschlag – man kennt sich inzwischen. Rechts, das war dem „Petit Journal“ eine ganze Seite wert: ein französischer Veteran von 1870/71 darf bei der Kaiserparade seine alte französische Flagge zum Fenster heraus hängen. | |||||||||
11.09.1908 Colmar 08.05.1911 Straßburg (…) 04.04.1918 Letzter Tag auf der Hohkönigsburg |
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Literaturauswahl: | |||||||||
„Zwanzig Jahre Regierungszeit- Ein Tagebuch Kaiser Wilhelms II.“, E.
Schröder, 1909 „Die Reden Kaiser Wilhelms II.“ Bände 1-4, J. Penzler und Dr. B. Krieger, 1896-1913 „Kaiser Wilhelm II und Kaiserin Auguste Viktoria“, J. G. Obst, 1904 „Kaiser Wilhelm II. als Schloßherr auf elsässischem und auf lothringischem Boden“ E. Hauviller, 1913 „Reichsland Elsass-Lothringen: Regierung und Verwaltung 1871 bis 1918“, Max Rehm 1991 „Wilhelm II und das Reichsland Elsass-Lothringen“ G. Thoß, 2015 „Enthüllt: Kaiser Wilhelms Sex-Skandal. "Die Zeit" beleuchtet das Verhältnis von Wilhelm II. mit einer Edel-Prostituierten 1879 in Straßburg. Hamburger Abendblatt 23.03.2001 „Kaiser Wilhelm II., Straßburger Kaisertage und der Hauptmann von Köpenick einmal anders“ R.B. Herden, 2003 |
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