Kolonialhaus Eisengräber, Halle/Saale


(von Arne Schöfert)

 

Das Deutsche Kolonialhaus von Bruno Antelmann ist als Anbieter von deutschen Kolonialwaren allseits bekannt. Im Schatten dieses Pioniers entstand 1899 ein Konkurrenzunternehmen in Halle/Saale. Gegründet von Karl Eisengräber, betrieben in enger Kooperation mit der Deutschen Kolonialgesellschaft (DKG), konzentrierte man sich auf den Versandhandel. Der Betrieb lief so erfolgreich, daß sich die Firma innerhalb weniger Jahre zu einem Riesenbetrieb mit 48 Filialen und Vertriebsstätten im ganzen Reich entwickelte. Wegen der Kooperation mit der DKG kann man sich das wohl so vorstellen, daß in den Heimen kleinere Warenbestände vorrätig waren und man ansonsten Bestellungen angenommen hat. Der Erfolg rührte vermutlich zu einem Teil darauf, daß sich Eisengräber sogar „unter Aufsicht der DKG“ stellte. Die vielen Tausend Mitglieder kauften also mit der Überzeugung Kunden Ihrer Gesellschaft zu sein und diese zu stärken.
Ein geschickter Schachzug Eisengräbers, seinen Handel unter dem bekannten und angesehenen Markennamen der DKG aufzubauen. Die DKG ihrerseits geizte nicht mit Werbung in ihren Zeitungen oder auf Veranstaltungen.

 

Das Kolonialhaus zu Halle a. S.

Allseitig hat es in kolonialen Kreisen Freude erregt, daß die Einfuhr aus unseren afrikanischen und Südsee-Schutzgebieten in das deutsche Zollgebiet von 5,7 Millionen in 1889 auf über 8 Millionen im Jahr 1901 gestiegen ist, während die deutsche Ausfuhr nach unseren Kolonien, wie die Flugschrift No.3 der Deutschen Kolonialgesellschaft „Kaufmannschaft und Kolonialbewegung“ darlegt, im gleichen Zeitraum sogar von fast 5 Millionen auf fast 18 Millionen sich gehoben hat.

Die Zunahme der Einfuhr und Ausfuhr beweist das Emporblühen unserer Kolonien, die bei stetem Ausbau ihre weitere, für das deutsche Vaterland segensreiche Entwicklung nehmen werden.
Mit Freuden ist daher die Entstehung von Handelshäusern zu begrüßen, die die Einführung deutsch-kolonialer Erzeugnisse in das Mutterland betreiben, Zu den Geschäften, die sich damit befassen, gehört auch das Kolonialhaus Karl Eisengräber zu Halle a. S., welches nur Erzeugnisse aus unseren Kolonien vertreibt und sich vollständig unter die Aufsicht der Abteilung Halle a. S. der Deutschen Kolonialgesellschaft gestellt hat.
 
Aus kleinen Anfängen 1899 entstanden, hat es seine Beziehungen und Verbindungen über ganz Deutschland ausgedehnt und außer in Halle a.S. , dem Sitz des Hauses, noch 48 Filialen und Vertriebsstellen errichtet, darunter in Leipzig, Dresden, Schweidnitz, Bonn, Mannheim, Thorn, Liegnitz, denen am 22.November die Errichtung der Filiale in Danzig gefolgt ist, deren Geschäftsführung unter Aufsicht der Abteilung Danzig steht.

Das Kolonialhaus hat im vorigen Jahr in Bonn bei der Gelegenheit eines Wohltätigkeitsbazars, der von nationalen Vereinen daselbst mit dem Nebenzwecke veranstaltet wurde, die Erzeugnisse unserer Kolonien weiteren Kreisen bekannt zu machen, die von ihm geführten Kolonial-Erzeugnisse zum Verkauf gestellt.

Im Jahr 1902 hat es, teilweis auf Ansuchen der Abteilungen, bei der Gelegenheit der von diesen veranstalteten Kolonial- und Marineausstellungen die von ihm geführten Erzeugnisse unserer Kolonien in Halle a.S., Heilbronn, St. Avold, Königsberg i.Pr., Schweidnitz, Thorn, Danzig ausgestellt und vollständige Anerkennung gefunden, wie dies die von den Abteilungen ausgestellten Zeugnisse beweisen.
 
So ist es ihm gelungen, sich in den kolonialen Kreisen Deutschlands bekannt zu machen. Wir können mit Freude mitteilen, daß auch Seine Hoheit der Herzog Johann Albrecht zu Mecklenburg, der Präsident der Deutschen Kolonialgesellschaft, zu den steten Abnehmern des Samoa-Edelkakaos gehört, den die Firma als erste in Deutschland eingeführt hat.

Mit den übrigen Häusern, die sich dem Vertriebe der Erzeugnisse unserer Kolonien befassen, hat auch das Kolonialhaus Karl Eisengräber, das nicht hoch genug zu schätzende Verdienst, den Sinn und das Interesse für unsere Kolonien in weite Kreise des deutschen Volkes verbreitet zu haben.

Quelle: Deutsche Kolonialzeitung, 27.11.1902, Nr.48, Seite 492 f

 

Wie so ein Präsentationsstand auf einer Kolonialaus-stellung aussah, kann man auf diesem Bild einer Ausstellung in der Universität Halle 1902 sehen.
 

 

 



© Stadtarchiv Halle, Mot 412

 

Die Firma setzte auf Werbung durch Präsenz auf Ausstellungen und Veranstaltungen, ansonsten sparte man bei Eisengräber bei den damals modernen Werbemitteln, wie Ansichtskarten oder Kaufmannsbildern. Wo vom Deutschen Kolonialhaus Berlin eine Vielzahl von Werbekarten und Sammelbildern bekannt sind, sind diese Spuren von Eisengräber nur sehr selten zu finden.

Neben einer Serie mit ethnographischen Fotos aus den Kolonien ist mir nur eine Kaufmannsbilderserie mit Motiven von Samoa bekannt, diese aber von herausragender grafischer Qualität. Die Serie ist vermutlich um 1900 erschienen, als auch die Ausstellung „Unsere neuen Landsleute aus Samoa“ durch Deutschland tourte, denn es ist eine Werbekarte des Zoos Berlin mit dem Motiv „Nationaltanz“ bekannt.

 
 
Nationaltanz Samoaner mit Jagdbeute Zubereitung der Kawa
 

 

Häuptling

Samoanerin im Tapagewand

 

Vermutlich existiert ein 6. Bild, das aber bisher unbekannt ist.
Danke an Herrn Nick Bolton für die Bereitstellung.

 

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