Münchner Bilderbogen Nr. 988
 von Arne Schöfert

Der 42. Bogen zum Überthema „Die Welt in Bilder“, ist mit dem Untertitel „Ost-Afrika“ versehen. Im Erscheinungsjahr 1890 stand die Herrschaft des Deutschen Reiches in der neuen Kolonie Deutsch-Ostafrika auf der Kippe. Durch die Anti-Sklaverei-Politik derMünchner Bilderbogen Nr.887 Kolonialherren war es zum Bruch mit den Arabern gekommen, die ihre Vorherrschaft im Handel vor Sansibars Küste gefährdet sahen. Unter dem Sklavenhändler Buschiri kam es zum Araberaufstand, der erst Ende 1889 durch Reichskommissar von Wissmann beendet werden konnte. Doch von Frieden und gesicherten Verhältnissen konnte man nicht ausgehen.

Das Geschehen macht der Tiermaler Leutemann im Bogen aber nicht zum Thema. Das erste Bild mit der Karawane der Somalis ist eher ethnologisch interessant. Zwar gab es Bestrebungen der Deutsch-Ostafrikanischen Gesellschaft (DOAG) an der Somaliküste Gebiete zu erwerben, was allerdings keinen dauerhaften Erfolg hatte.

 

Betrachten wir die einzelnen Streifen genauer:

 
 

Aber schon im zweiten Bild wird zumindest angedeutet, was die Menschen im Deutschen Reich aus den Berichten vom Kriegsschauplatz kennen. Ein Araber beim Handel mit Eingeborenen vor der Kulisse des Kilimandscharo. Allerdings werden hier keine Sklaven geraubt oder gekauft, sondern das weiße Gold des Kontinents: Elfenbein. Tauschobjekte sind Glasperlen und Stoffe.

 
 

Erst das letzte Bild bringt dann Dramatik. Das Lager einer deutschen Expedition wird überfallen. Überall ist Tohuwabohu, aber trotzdem wirkt das Europäerzelt, als wäre es eine Umkleidekabine am idyllischen Ostseestrand, mit einer stolz wehenden deutschen Flagge davor. Nicht übersehen sollte man den kläffenden Hund. Carl Peters hatte zumindest bei seiner Emin-Pascha-Expedition 1899 Hunde dabei. Ob der Mann, dessen Kleidung wie ein blauer Pyjama mit Leibbinde wirkt, Carl Peters sein soll, bleibt aber unbeantwortet.

Beachtenswert ist die völlig richtige Darstellung des Trosses. Es war keinesfalls so, daß eine Handvoll tapfere Europäer allein durch die Savanne zogen und neues Land entdeckten. Nein, regelmäßig waren Dutzende Einheimischer mit Unterwegs, die neben dem Schutz auch die Orientierung und den Transport gewährleisteten. Diese Männer waren meist mit ihren Familien unterwegs, um in den langen Monaten nicht von ihnen getrennt zu sein. Im Endeffekt war eine Expedition oder Karawane dann ein langer Tross von Mensch und Tier, der sich elend langsam durch das Land quälte. Am Ende wurden die wagemutigen Entdecker dann nicht selten von heute unbekannten Einheimischen krank wieder zur Küste getragen…

 
 

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