Kuriose Bildberichte zum Hererokrieg
 von Arne Schöfert

Wer heute in der nicht zu überblickenden Fülle der Literatur zum Hererokrieg blättert, findet eine Masse von Bildern, die dem interessierten Leser praktisch jede Facette des Aufstandes zeigt. Das war nicht immer so…
Zu Beginn des Krieges, als die Informationen noch dürftig und erst recht kaum Bilder des Geschehens verfügbar waren, fühlten sich manche Berichterstatter zum Improvisieren genötigt. So gibt es manche Zeichnungen, wo man sich heute fragt. Was soll das? Falsche Uniformen der deutschen Schutztruppen, völlig irreführende Darstellungen der Aufständischen – alles reine Phantasieprodukte oder es wurde einfach woanders abgemalt und die Unterschriften ausgewechselt.
Drei Beispiele sollen hier vorgestellt werden.

1) Burckurdts Bilderbogen Nr. 1796 „Aufstand der Hereros in Deutsch-Südwestafrika 1904“
     
Druck und Verlag: Camille Burckardt´s Nachfolger, Weissenburg (Elsass)  

Europäer mit Tropenhelmen und Uniformen mit auffälligen roten Ärmelaufschlägen. Tiefschwarze, halbnackte Krieger mit länglichen Schilden und Speeren. Da kommt dem kundigen Betrachter doch sofort die Vermutung: der Künstler hat von Bildern des Zulu-Krieges abgemalt. Der hat sich vermutlich gedacht, daß es da im Hereroland so ähnlich aussehen muß, liegt ja schließlich auch in Südafrika…
Der Text unter dem Blick muß nicht kommentiert werden.

 
2) Le Petit Journal Nr.692 vom 21.02.1904 „Angriff der Herero auf Windhuk“

Die Hereros und die Schutztruppler sind hier schon etwas näher an der Wirklichkeit, obwohl dem Sachkundigen auch hier gleich mehreres auffällt. An den Hüten ist die Hutkrempe mal links, mal rechts hochgeklappt. Dann war wohl die blaue Farbe aus und man mußte bei den Uniformen auf rot zurückgreifen. Die Angreifer verfügen als „Wilde“ auch hier nur über Speere und Schilde, obwohl die Hereros sehr wohl mit Schusswaffen umgehen konnten.

 
3) Le Petit Journal Nr. 679 vom 22.11.1903 „Massaker einer deutschen Garnison“

Dies ist ein ganz spezieller Fall. Dieses Bild wird von einer Bildagentur als Illustration zum Hererokrieg vermarktet, obwohl es bereits davor erschienen ist und gemäß zugehörigem Zeitungstext einen Überfall der Damara während des Bondelszwart-Aufstandes zeigt.
So taucht es in (durchaus guten) Publikationen mit falschem Erklärungstext auf. Dumm gelaufen!

Was bei diesem Bild Kopfschütteln verursacht? Eine deutsche Garnison? Dieser zusammen gewürfelte Haufen, wo jeder anders gekleidet ist, sind deutsche Schutztruppen? Die Aufständischen ein Haufen meuchelnder, nur mit Stichwaffen bewaffneter Wilder? Ach ja: und ein totes Kind darf natürlich auch nicht fehlen, um das Grauen möglichst schockierend ´rüberzubringen.

 

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