„Aus Deutsch-Ostafrika – Wanderbilder“ von R. Hellgrewe
Arne Schöfert

Seit einigen Jahren plane ich die Bilder Rudolf Hellgrewes von seiner Ostafrika-Reise von 1885 vorzustellen. Die Mappe „Aus Deutsch-Ostafrika – Wanderbilder“ von 1887 liegt dazu lange bereit. Aber ich habe davon Abstand genommen, denn mir fehlte die Fortsetzung, die „Neue Folge“ von 1889 mit weiteren 20 Bildern.

Einbände verschiedener Auflagen

Die erste Mappe ist in mindestens drei Auflagen erschienen und verkaufte sich daher vermutlich so gut, daß eine Fortsetzung gedruckt wurde. Wie gut deren Verkauf lief, lässt sich heute nicht mehr feststellen. Ihr Erscheinen war der „Illustrirten Zeitung“ aber zumindest einen längeren Artikel wert. (Gustav Meinecke – Bilder aus Deutsch-Ostafrika). Tatsache ist, daß die erste Mappe selten im Antiquariatshandel auftaucht, die zweite aber so gut wie nie. Endlich habe ich nun Zugriff auf die Bilder und kann den ganzen Satz zeigen.

Nur Kunstkennern dürfte auffallen, daß die Bilder der ersten Mappe Gouachen und die der „Neuen Folge“ Ölbilder sind. Da die beiden Mappen im Original praktisch nicht zu bekommen sind (sie werden vielleicht einmal im Jahrzehnt angeboten und wenn, dann muß man für beide eine vierstellige Summe investieren) freut es mich sehr, daß der Fines Mundi Verlag (Saarbrücken) jetzt einen hochwertigen Reprint anbietet.

Im Vorfeld es Erscheinens fragte Hellgrewe beim Fürsten Hohenlohe an, ob er die die Bildermappe ihm, als Präsidenten der grad in Gründung befindlichen Deutschen Kolonialgesellschaft widmen dürfe. Im Antwortbrief nahm der Fürst die Widmung an, bremste den Maler aber auch mit dem Druckauftrag. Noch gab es die DKG nicht und er solle einige Tage warten:

Euer Wohlgeboren

gefälligem Schreiben vom 4 t. freue ich mich entnehmen zu können, daß dem Deutschen Publicum eine künstlerische Darstellung der neuerworbenen Länder in Ostafrika in Form eines Skizzenalbums von Ihrer Hand vorgeführt werden soll. Es ist zugleich freudig zu begrüßen, daß dieses Album zu einer Zeit erscheint, wo wir hoffen dürfen, durch Vereinigung der beiden großen Kolonialen Gesellschaften ein freudbringendes einheitliches Wirken in den kolonialen Bestrebungen herbeizuführen.

Die mir zugedachte Widmung der Skizzensammlung nehme ich dankbarst im Hinblick darauf an, daß hierdurch der vereinten Thätigkeit ein Ausdruck verliehen werden soll. Da jedoch erst am 19.Dezember durch Beschluß der Generalversammlung des deutschen Kolonialvereins und der Gesellschaft für deutsche Kolonisation die Vereinigung definitiv herbeigeführt werden soll, so bitte ich erst, wenn das Ergebnis der Verhandlungen öffentlich bekannt gegeben sein wird, was vermutlich am 20. oder 21. Dezember der Fall sein dürfte, meinen Namen in meiner Eigenschaft als Präsident der deutschen Kolonialgesellschaft, der Sammlung beizufügen. Es ist zudem noch gar nicht als feststehend zu betrachten, daß ich der Präsident der neuzubildenden Gesellschaft sein werde. Sollte ein Anderer diese Stelle einzunehmen berufen werden, so müßte dessen Namen statt des meinigen erwähnt werden.

Mit vollkommender Hochachtung

Langenburg,
d. 12. Dezember 1887              Fürst Hohenlohe
                              Präsident des deutschen Kolonialvereins

Die Vereinigung und die Wahl des ersten Präsidenten der DKG liefen aber wie geplant und die Widmung erschien in der Bildermappe.

Zur Einleitung und Einstimmung auf die Bilder zitiere ich den großartigen Maler selbst aus seiner Vorrede zur ersten Mappe:

Im September des Jahres 1885 erhielt ich vom Komitee der Berliner Jubiläums-Kunstausstellung den ehrenvollen Auftrag, Studien für einige Dioramen, deren Motive der neuesten afrikanischen Geschichte entnommen waren, an Ort und Stelle zu machen. Im Speziellen wurde gewünscht, ich solle von Zansibar aus in das Innere nach Quiniani gehen, dem Orte der bedeutendsten Flaggenhissung durch Dr. Peters, Dr. Jülke und Graf Pfeil. (Diese Flaggenhissung hat auch eins der Dioramen dargestellt.)
Mit Freuden nahm ich diesen Auftrag an, denn es war schon lange einer meiner heißesten Wünsche, die Tropen kennen zu lernen. In wem von uns allen wäre dieser Wunsch nicht schon einmal entstanden bei der Lektüre der großartigen Schilderungen über die Wunder der Tropenwelt, der Wunsch, jene Gegenden selbst betreten zu können, in welche die Phantasie alles, was wir uns an Schönheit der Landschaft vorstellen können, versetzt; mit eigenen Augen die wunderbaren Formationen der Bäume zu sehen, sich durch Lianen und Schlinggewächse selbst den Weg zu bahnen; jene Tierarten, deren Hauptrepräsentanten, den Löwen und Elefanten, wir in unseren zoologischen Gärten mit Staunen und Bewunderung betrachten, in Freiheit zu sehen und in jener Lichtfülle und Farbenpracht zu wandeln – um sich schließlich zu gestehen, wie landschaftlich armselig dagegen doch unsere deutsche Heimat sei.
Dies waren zumindest so ungefähr die Gedanken, welche mich bewegten bei der Aussicht, nach Afrika zu kommen. Lassen Sie mich aber an dieser Stelle gleich hinzufügen, daß das, was ich schließlich fand, etwas anderes war, als ich erwartete. Ich habe überhaupt gefunden, daß man sich durch das Lesen von Werken über Afrika allein nur eine unvollkommene Vorstellung jenes Erdteiles selbst machen kann, daß Bilder dem Text zu Hilfe kommen müssen.


Titelliste erster Teil (1887)

1) Überfahrt auf der Dau
2) Landung an der afrikanischen Küste bei Sadani
3) Sadani
4) Landschaft auf dem ersten Tagesmarsche nach Ndumi
5) Lagerscene in einem Dorfe
6) Landschaft Mbusini
7) Wasserträgerin am Mbusini
8) Ein Baobab (Affenbrotbaum)
9) Nächtliche Lagerscene bei Matungu
10) Erster Anblick der Gebirge von Nguru von der Makato-Ebene aus
11) Auf der Quaggajagd
12) Landschaft am Wami bei Msele
13) Bana, bana, simba, simba! (Herr, Herr, Löwen, Löwen!)
14) Palmenlandschaft
15) Adlerjagd
16) Überführung während des Fiebers nach der französischen Mission Monda
17) Abschied von Bruder Darius
18) Im Ngurugebirge bei Kondoroa
19) Bananen auf dem Wege nach Quiniani
20) Naturbrücke auf dem Wege nach Quiniani
 

 
 
 
 
 

Titelliste zweiter Teil „Neue Folge“ (1889)

1) Kibueni, Plantage der Deutsch-Ostafrikanischen Plantagengesellschaft auf Sansibar
2) Pokorei, Dorf Usegua
3) Bei Magubika (Usegua)
4) Am Mbusini (Usegua)
5) Flußübergang über den Mbusini in der Regenzeit
6) Ufer des Mbusini (Usegua)
7) Ufer des Wami
8) Msele, Dorf in der Nähe des Wami
9) Die Wami-Katarakte
10) Auf der Kiboko-Jagd am Wami
11) Im Nguru-Gebirge bei Monda
12) Im Nguru-Gebirge bei Monda
13) Die Spitzen des Kangergebirges von Monda aus gesehen
14) An der Grenze des Massaigebietes
15) Landschaft bei Monda
16) Im Ngurugebirge
17) Bei Kondoroa im Nguru
18) Das Kangergebirge
19) Das Pagarigebirge von Kondora aus gesehen
20) Der Kobweberg bei Quiniani
 

 
 
 
 
 

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