Frühe Foto-Bände zu Deutsch-Südwestafrika 
 

Vor 1914 erschienen nur sehr wenige Foto-Bildbände zu den früheren deutschen Kolonien. Am bekanntesten dürfte Willy Scheels Buch „Deutschlands Kolonien in achtzig farbenfotographischen Abbildungen“ von 1912 sein. Es ist in mehreren Auflagen mit 60.000 Exemplaren erschienen und ist heute für wenige Euro antiquarisch erhältlich.

Natürlich dienten Fotos schon vorher in sehr vielen Büchern zur Illustration, reine Foto-Bildbände waren jedoch gerade erst im Kommen und setzten sich nur langsam durch. Diverse Fotobücher zu anderen Themen waren bereits in den Buchläden, der Herero-Krieg in Deutsch-Südwest brachte dann die Initialzündung zu Kolonial-Fotobüchern.

Der Kunstverlag Franz Spenker aus Hamburg war um 1905 (leider ist kein Datum im Buch) wohl mit „Kreuz und quer durch Deutsch-Süd-West-Afrika“ der Vorreiter. Spenker war selbst Reiter in Südwest (siehe auch dessen Bilder in „Kriegsklänge der kaiserlichen Schutztruppe in Deutsch-Süd-West-Afrika“ von A. von Liliencron). Das kleine Buch beinhaltet 100 schwarzweiß Fotos, die den Deutschen Bildmaterial der Kolonie zeigten, in der gerade Krieg war. Sicher hoffte man auf gute Verkaufszahlen, aufgrund des großen Interesses am Krieg. Da das Buch aber heute sehr selten ist, ging die Rechnung des Verlages anscheinend nicht auf. Wir können nur mutmaßen, warum sich das Buch damals nur schlecht verkaufte. War es der Preis oder gab es einfach genug Bilder in den Zeitungen, die potentielle Käufer zögern ließen?

Kurz danach erschien das zweite Foto-Buch. Das interessante daran ist: in Deutsch-Südwestafrika! Friedrich Lange brachte 1907 sein Buch „Deutsch-Südwest-Afrika. Kriegs- und Friedensbilder“ im Franz Rohloff-Verlag, Windhuk, heraus - auch mit 100 schwarz-weiß Bildern im Buch. Gedruckt wurde das Buch allerdings in Dresden von der Kunstanstalt Stengel. Den Einband des prächtigen Buches im Großformat zierte sogar eine Illustration des bekannten Militärmalers Richard Knötel. Es gibt ihn in den Grundfarben Blau und Weinrot.

Dieses Buch ist heute etwas häufiger in Antiquariaten zu finden, als das Werk des Spenker-Verlages. Wieder können wir nur mutmaßen warum: Am Verkaufspreis wird es nicht gelegen haben. Sicher war der Großband teurer als das kleine Büchlein. Lag es am Titel, der genau zum passenden Termin Bezug zum Krieg nahm? Nach 1906 gab es bekanntlich eine Flut von Literatur zum Herero-Krieg und nicht nur die heimgekehrten Schutztruppler kauften sehr viel Erinnerungsliteratur. Material zum Herero-Krieg verkaufte sich gut, selbst in der Werbung wurde darauf gesetzt. Lag der Verkaufserfolg von Langes Buch vielleicht am Erscheinungsort? Das Buch wurde nachweislich in Südwest und in Deutschland verkauft. Schutztruppler kauften das Buch in Südwest und brachten es heim nach Deutschland. Oder ist es vielleicht ganz anders und Langes Buch verkaufte sich gar nicht häufiger als das Buch aus dem Spenker-Verlag - ist heute nur häufiger erhalten, weil die Besitzer den teuren Prachtband pfleglicher behandelten und aufbewahrten?

Wie auch immer, etwas später entschied sich Franz Spenker nachzulegen. Das alte Buch wurde „aufgemöbelt“: die schwarz-weiß Bilder coloriert. Aus dem schwarz-weiß Buch wurde also ein Farbbilder-Buch, das war neu! Auch die Aufmachung änderte sich. War die alte Auflage noch im Stil eines Fotoalbums, mit Kordelheftung und dickem Kartonpapier, entschloss man sich beim Farb-Band zu einem üblichen Leinenenband mit unveränderter Illustration und dünnerem Papier, weg vom Stil des Fotoalbums. Leider ging die Coloration zu lasten der Bildqualität: Die Farbbilder sind etwas unschärfer im Druck. Doch auch die Neuauflage brachte offenbar nicht den Durchbruch, wenn man aus dem Angebot heute erhaltener Bücher auf die damaligen Verkaufszahlen schließt. Die Spenker-Bücher bleiben seltener und werden ebenso wie das Lange-Buch (trotz dessen Höherwertigkeit) mit Preisen zwischen 300 und 700 Euro (im akzeptablen Zustand, je nach Erhaltung) gehandelt – alles andere sind „Schnäppchen“.

Erwähnung finden soll noch ein weiteres Buch von G. Lange aus Swakopmund „Erinnerung an den Herero-Aufstand 1904“. Auch eine Sammlung von schwarz-weiß Fotos, die eindeutig für heimfahrende Schutztruppler aufgelegt wurde. Preislich unter dem Prachtband desselben Verlages einzuordnen. Im eher schlichten blauen Einband sind 60 Fotos und eine Karte der Bahnlinie Swakopmund-Windhuk. Im vorliegenden Exemplar ist die Station Teufelsbach handschriftlich eingetragen – vielleicht der Einsatzort eines früheren Besitzers? Das Buch wurde in Trier bei Schaar & Dathe gedruckt.

Die Digitalfotos der schwarzweiß Spenker-Erstauflage wurden freundlicherweise vom Antiquariat Breuer, Offenburg zur Verfügung gestellt. Das Einbandbild des weinroten Lange vom Antiquariat Dr. Eckl, Essen.
 

Lange „Kriegs- und Friedensbilder“
(Einbände und 4 Beispielbilder)
Spenker „Kreuz und quer durch Deutsch-Süd-West-Afrika“
(Buchversionen, Einband und 4 Beispielbilder der Farbversion)
Lange „Erinnerung an den Herero-Aufstand 1904“
(Einband, Titel und 2 Beispielbilder)
 

Zur Startseite www.reichskolonialamt.de

webdesign : © ideenmühle - 29. September 2020 - E-mail: webmaster@flazi.de