Werbeplakat für „Deutsche Reiter“-Zigarillos


(von Arne Schöfert)

 

Werbegrafiker ist kein leichter Beruf. Nicht nur, daß man Begeisterung für ein Produkt wecken soll, völlig unabhängig, ob man es selbst gut findet oder nicht. Nein, die Grafik soll auch in Sekunden Aufmerksamkeit erregen und etwas aussagen. Der Künstler hat im Regelfall keine Chance in seinem Werk einen tieferen Sinn zu verstecken, der dem Publikum erst nach näherer Betrachtung auffällt.
 
So kann man Werbegrafiken im Allgemeinen als eher „flach“ oder trivial bezeichnen, was vielleicht im intellektuellen Sinn zutreffen mag, was aber im kunsthandwerklichen Sinn viel zu pauschal geurteilt ist. Wenige Werbegrafiker, wie zum Beispiel Alfons Mucha, wurden (meist erst sehr spät) in den Olymp der Museumskunst gehoben.

Über den Maler des hier vorgestellten Plakates, Victor Huen (1874-1939), ist wenig zu ermitteln. Was sich im Internet findet, zeigt, daß er sich vorwiegend mit militärischen Darstellungen europäischer Truppenteile beschäftigt hat. Der hohe Anteil französischer Einheiten könnte auf einen Elsässer schließen lassen.

Die Zigarrenfabrik Kessing & Thiele aus Bünde (Nähe Bielefeld, Westfalen) wurde 1894 gegründet und galt in den 1930er Jahren mit 3000 Mitarbeitern als größte Zigarillo-Spezialfabrik in Deutschland. (Angaben Kreisheimatverein Kreis Bünde). So eine Firma konnte sich einen bekannten Maler für Ihr Plakat leisten. Bei der Datierung würde man die Zeit des Herero-Aufstandes (1904-08) vermuten, was aber falsch ist. Da mir zum Plakat die frankierte, original Versandrolle vorliegt, kann ich 1934 angeben. Ungewöhnlich ist, daß auf dem Plakat zwar der Name der Marke steht, aber nichts von Zigarillos. Das kann nur den Grund haben, daß die Marke bekannt war und allein für sich sprach.
 
Werbeplakate als Verbrauchsprodukte werden und wurden noch nie pfleglich behandelt und selten aufgehoben oder gar gesammelt. Das Werbeplakat mit den Schutztruppenreitern aus Deutschsüdwest für die „Deutsche Reiter“-Zigarillos ist mir in knapp 30 Jahren Sammeln von Kolonialgrafiken nur einmal aufgefallen. Was eher mal auftaucht, sind die hölzernen Zigarrenkisten, für die Spezialsammler bei Ebay um die 200 Euro bezahlen.

 
 

 

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