Walter Bernwards Afrikanische Reiseabenteuer


Arne Schöfert

 

Dieses Jugendbuch birgt eine doppelte Überraschung. Zuerst erschienen vom Autor Otto Elster 1888 im Voigtländer-Verlag (Kreuznach und Leipzig), dann neu 1901 nicht nur unter anderem Titel „In den Schluchten des Kilima-Ndjaro“ beim Neufeld & Henius-Verlag (Berlin), sondern auch unter einem Pseudonym, nämlich Otto von Bruneck. Dort weitere Auflagen, offenbar 1905 und 1910.
Beim Versuch den Hintergrund zu klären, kann man nur spekulieren. Über Otto Elster (1852-1922) finden sich im Literaturlexikon und bei der Wikipedia eine Reihe von Informationen. Wie es scheint, war „Walter Bernwards Afrikanische Reiseabenteuer“ sein Erstlingswerk als freier Schriftsteller oder zumindest eines der ersten Werke. Nachdem er seinem Vorbild Wilhelm Raabe nacheiferte und zahlreiche Novellen, Theaterstücke und Romane verfasste, suchte er bei der neuen Herausgabe des Buches vielleicht eine gewisse Distanz, weil ihm dieses inzwischen zu trivial erschien. Die Texte sind identisch, wie eine Anzahl Stichproben zeigt. Interessanterweise ist die Erstauflage heute antiquarisch sehr selten – vor allem mit dem illustrierten Einband! Die späteren Auflagen sind dagegen eher Massenware.
Auch die Buchillustrationen sind wieder von Johannes Gehrts, allerdings überarbeitet, nicht unbedingt zum Vorteil. Sie wirken zwar moderner, aber der kitschige Charme ging weitgehend verloren.
 
Zur Handlung: Walter Bernward, der wohlhabende Erbe eines Thüringer Gutes reist nach Ostafrika, um dort seine Naturforschung zu betreiben und augenscheinlich auch seine Jagdlust auszuleben. Auf der Durchreise seiner Karawane zum Kilimandscharo, trifft er in Taveta auf den britischen Missionar Edward Shaw und seine engelsgleiche, jungfäuliche Tochter Klothilde/Clotilde, die soeben vom schottischen Jäger John Campell vor einem Leoparden gerettet wurde. Schnell verlieben sich Walter und Klothilde, offenbaren sich aber nicht.

Bernward und Campell schliessen sich für die Weiterreise zusammen. Dank eines Empfehlungsschreibens des Sultan von Sansibar und vieler Tauschgeschenke kommen sie durch das Massai-Land des „hinkenden Leoparden“, einem durchsichtigen Bösewichtes und gelangen nach Moschi, in das Land von Häuptling Mandara. Bernward bekommt das Recht seine Station auf Stammesland in der Nähe zu bauen.

Als Missionar Shaw und seine Tochter ihn dann Monate später besuchen wollen, werden sie vom hinkenden Leoparden entführt, weil er die zarte, blondgelockte Klothilde zur Frau nehmen möchte. Bei dem Versuch Mandara zur Unterstützung bei der Befreiung zu gewinnen, lehnt dieser ab, da er den Konflikt mit dem Leoparden vermeiden will. Ja, er verbündet sich sogar mit dem Entführer, nachdem die Befreiung geglückt ist und sich die kleine Schaar im Gehöft Bernwards verschanzt. Inzwischen hat Walter um Klothildes Hand angehalten, was diese natürlich begeistert aufnimmt. Es kommt zu einer Reihe von Gefechten, bis die Europäer ihre Stellung aufgeben müssen und sich weiter nach oben, in Richtung der Schneegrenze des Kilimandscharo zurückziehen müssen. Schließlich gelingt es dem Getreuen Abdullah den Leoparden zu töten. Die Massai ziehen sich zurück. Die Gruppe entschließt sich nun zurück zur Küste zu marschieren und das Land zu verlassen. Aber vorher möchte Bernward noch versuchen den Kilimandscharo zu besteigen (!). Es misslingt, er stürzt ab, wird aber vom Freund Campell gefunden und gerettet.

Am Ende kommen alle vier, inkl. dem Jäger Campell auf dem heimischen Gut an und leben in Frieden.
Die Handlung dürfte bereits vor 1885 spielen, also noch vor der deutschen Zeit. Der ganze Roman ist im Übrigen mit Jagdabenteuern gespickt, die Spannung bringen sollten, aber heute eher Missbilligung finden.

 

Hier die Illustrationen beider Buchvarianten. Links aus der ersten Auflage, rechts die überarbeiteten Versionen.

 
 
Einband 1889
Kampf mit dem „hinkenden Leoparden“
  Einband 1910 (?)
   
Rettung Klothildes vor dem Leopard    
 
Kampf Büffel und Leopard
 
Entführung der Klothilde
   
    Nach der Befreiung auf der Flucht nach Moschi
   
    Kampf mit dem „hinkenden Leoparden“
 
  Ende der Kämpfe  
 

Rettung Walters

 
 

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